Die SOX - Leben im verheerten Land: Eine kritische Betrachtung von Christian Boisten

 

Beginnen wir mit dem Hinweis auf Winternight ( Threats, S. 23 ), der im Shadowtalk auftaucht. Winternight ist eine sehr mächtige und gefährliche Organisation. Diese in diesem Zusammenhang auftauchen zu lassen, halte ich für einfallslos, weil es dem Geheimnis um diese Organisation nicht ge-recht wird. Man sollte sich davor hüten, derart mächtige Organisationen bei jeder noch so banalen Gelegenheit auftauchen zu lassen. Wenn man alles vorwegnimmt, wird die Sache langweilig. Und ge-rade Gruppen wie Winternight verdienen etwas besseres als für jeden Unsinn herzuhalten.

 

Kommen wir nun zum Thema Anreise:

Jedes Einreisevisum sowie jeder Flug über das Gebiet der SOX muß also vom Kontrollrat der SOX abgesegnet werden. Dieses im Artikel Anreise und Verwaltung vorgestellte Konzept klingt ganz so, als entscheide der Kontrollrat persönlich über JEDES Einreisevisum und JEDEN Flug ! Bei der im Abschnitt Die Konzerne und ihre Forschungen vorgestellten Anzahl der Großkonzerne und ihrer Präsents in der SOX müßte der Kontrollrat im Papierkram ersticken.

Eine derartige Regelung ist - vor allem für die eher in wirtschaftlichen Bahnen denkenden Konzer-ne - viel zu umständlich und zeitraubend. Hier scheint man die Relationen zu unterschätzen.

 

Transporte:

Transporte in die SOX werden also über Versorgungstrucks geregelt, die die alten Straßen oder Teile davon benutzen, um zu den Arkologien zu gelangen. Dieses Verfahren hat gleich mehrere Knackpunkte :

 

1. Die Transportfahrzeuge werden radioaktiv verseucht. Das bedeutet, sie müssen bei Ankunft an der Arkologie in einen strahlensicheren Raum gebracht und aufwendig entseucht werden, was Geld, Zeit und Personal kostet. Bei Ankunft an der Grenze muß der ganze Vorgang wiederholt werden.

 

2. Obwohl man dem Abschnitt Radioaktive Strahlung ( bei den Regeln ) zufolge zwar Fahrzeuge gegen Strahlung versiegeln kann, diese Versiegelung aber nur bedingten Schutz gegen die Radio-aktivität bietet ( siehe Regeln ), ist der Inhalt des Tansporters wahrscheinlich schon radioaktiv ver-seucht, bevor er an der Arkologie ankommt.

Aber die Transporter fahren doch - ja, aber jeder Zentimeter der SOX muß als verseucht ange-sehen werden. D.h. wenn man eine bestimmte Strecke über Land zurücklegt, hat das Fahrzeug schon eine Strahlendosis aufgenommen. Und das beste daran ist, daß der Effekt nicht mit der Einfahrt des Fahrzeugs in die Arkologie endet. In einem strahlenfreien Raum z.B. gibt das verstrahlte Fahrzeug seine Strahlung ab und verstrahlt nun seinerseits das Umfeld.

 

3. Da die Transporter Überlandstraßen benutzen müssen, müssen diese Straßen instandgehalten werden. Das bedeutet, Fahrzeuge, Geräte und Personen der radioaktiven Strahlung auszusetzen, die hinterher wieder aufwendig entseucht werden müssen. Das wiederum bedeutet noch mehr Geld, Zeit und Personal. Und selbst bei regelmäßiger Entseuchung sammeln Fahrzeuge, Geräte und Schutzklei-dungen mit der Zeit gefährlich hohe Strahlendosen an, die eine Neuanschaffung notwendig machen. Also noch mehr Kosten.

 

4. Im Falle eines Unfalls wird die Sache noch aufwendiger. Konzerne könnten zudem nichts per Truck transportieren, weil man bei einem Unfall sehen könnte, was der Transporter geladen hatte. Menschliche Versuchskaninchen, die tot um die Unfallstelle herum verteilt liegen, sind nicht unbe-dingt gut für die Konzern-PR.

Und da Radioaktivität Funkwellen und damit die Fernsteuerungen der Transporter stört, sind Un-fälle mehr als wahrscheinlich.

 

5. Ein Überlandtransporter ist ein zu leichtes Ziel für jeden. Da man alles, was in der SOX passiert, streng geheim hält, ist ein Überlandtransporter zwangsläufig eine Schwachstelle und nicht zuletzt an-fällig für Sabotage. Und da die SOX auch für Zielübungen verschiedenster Waffen im Prototypen-Status genutzt wird, könnte ein Überlandtransporter leicht zum Ziel z.B. einer verirrten Rakete werden.

 

Stichwort Magnetschwebebahn:

Da die Schwebebahn sich dank ihrer erhöhten Trassen etwa fünf Meter über dem Boden befindet, müßte auch sie verstärkter Radioaktivität ausgesetzt sein, da der verseuchte Boden auch nach oben strahlt. Die fünf Meter Zwischenraum sind dabei keinerlei Hindernis.

Es stellt sich ohnehin die Frage, ob die Magnetschwebebahn bei der vorherrschenden Radioaktivi-tät überhaupt richtig funktionieren kann ( Radioaktivität stört nicht nur Funkwellen, sondern auch Elektronik - wir erinnern uns ).

Wie die Transporter müßte die Schwebebahn nach JEDER Einfahrt in JEDE Arkologie aufwendig entseucht werden, um eine Konterminierung der Arkologie völlig auszuschließen. Da die Versiegel-ung gegen Radioaktivität zwar möglich, aber keinen vollständigen Schutz bietet ( siehe Regeln ) besteht die Möglichkeit einer radioaktiven Verseuchung.

Wie die Transporter müßte auch die Schwebebahn mit der Zeit und trotz regelmäßiger Ent-seuchung eine Strahlendosis ansammeln, die die Verschrottung der GESAMTEN Schwebebahn nötig machen würde.

Wie will übrigens der Kontrollrat den Magnetschwebebahnverkehr unterbrechen, ohne mit der zu

" bestrafenden " Arkologie alle anderen mitzubestrafen, die am gleichen Schienennetz hängen ?

 

Stichwort Luftraumüberwachung:

Da die Radioaktivität ( ja, die schon wieder ) neben Funkwellen und Elektronik auch Radarstrahlen beeinflußt, dürfte die Überwachung des Luftraums innerhalb der SOX erst ab einer bestimmten Höhe möglich sein. D.h. das alles, was sich unter dieser Grenze befindet, für die Luftraumüberwach-ung unsichtbar sein dürfte. Erfahren wir etwas derartiges aus dem Artikel im Walzer, Punks & Schwarzes Ice. Nö - aber es ist ja auch nicht weiter interessant, oder !?

 

Als nächstes zur Sicherheit:

Die SOX wird von einer einer Mauer umgeben, die fünf Meter hoch und drei Meter dick ist. Alle fünf bis zwanzig Kilometer gibt es Türme mit Raketenlafetten und Sensoren, wobei die Bandbreite letzterer von Kameras (?) über IR-Sensoren bis zu Radar reicht. Besagte Türme werden fernge-steuert oder im Notfall einem automatischen Gefechtssystem überlassen.

Insgesamt 100 Gardisten pro Grenzübergang und weitere 500 pro in der SOX gelegenen Kaserne bewachen die SOX. Das sind insgesamt 3000 Gardisten inklusive Wartungspersonal. Es gibt zwei Stützpunkte innerhalb der SOX, in denen je 125 Personen Dienst leisten, die als Eingreiftruppe fun-gieren und unregelmäßige Patrouillien durchführen.

SOLL DAS ALLES SEIN und noch dazu einer der härtesten Sicherheits- und Überwachungskata-loge DER WELT ? Entschuldigung, aber das ist lächerlich. Dem ersten Deutschland in den Schatten zufolge hatte die SOX noch einen Sicherheitskatalog, der der früheren innerdeutschen Grenze entsprach. Die innerdeutsche Grenze war ein Todesstreifen - die Befestigungsanlagen der SOX sind eine Gartenparty dagegen. Und das soll einer der sichersten Läden der Welt sein - das glaubt ihr doch wohl hoffentlich selbst nicht !

 

1. Ein " Mäuerchen " ganz gleich wie hoch und wie breit ist keine effektive Sicherung. Und das nicht, weil sie kein Hindernis wäre, sondern weil sie nur EIN Hindernis ist. Kommt man drüber, ist man drin, weil es vor und hinter der Mauer nichts gibt, was einen aufhält. Die frühere innerdeutsche Grenze bestand aus Mauern, Zäunen und Minenfeldern dazwischen.

 

2. Selbst bei den modersten Sensoren sind fünf bis zwanzig (!) Kilometer große Abstände zwischen den Türmen zu große Entfernungen. Vor allem dann, wenn man die Radioaktivität und ihre negati-ven Auswirkungen auf Elektronik ( und damit auf Sensoren ) berücksichtigt. Ein zwanzig Kilometer großer Abstand ist in einem verstrahlten Gebiet wahrscheinlich groß genug, um ein ganze Armee von Schwebepanzern ungesehen passieren zu lassen, wenn diese dicht genug über dem Boden fliegen.

 

3. Raketen eignen sich zum Abschuß weit entfernter Fahrzeuge, sind im " Nahkampf " jedoch ziemlich wirkungslos, weil sie eine Mindestreichweite von 20 Metern haben. D.h. wenn ein Schwebe-panzer lange genug dicht genug über dem Boden fliegt, z.B. eine natürliche Senke oder einen Hügel ausnutzt und auf besagte 20 Meter herankommt, sind die Raketen wirkungslos.

Da der Text im Walzer, Punks & Schwarzes Ice sich jedoch über " Nahkampfmaßnahmen " völlig ausschweigt, braucht der Schwebepanzer nur über das Mäuerchen zu fliegen und verschwindet nicht nur in der SOX, sondern auch von allen Radarschirmen, die ihn vielleicht irgendwann einmal geortet haben ( wir erinnern und an unseren Freund die Radioaktivität ).

Die Raketen sind nach außen gerichtet und können den Schweber deshalb auch nicht über der SOX abschießen. Selbst wenn die Raketen den Schweber in die SOX verfolgen könnten, besteht die Mög-lichkeit, daß sie aufgrund der Radioaktivität ( die die Elektronik stört ) ein falsches Ziel erfassen und einer Arkologie oder einem Überlandtransporter einen unverhofften Besuch abstatten. Lustig, ne !?

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum sich Raketen in diesem Fall nur bedingt eignen : Der Pilot hört sie kommen - durch die Warnsysteme in seiner Maschine. Diese ermöglichen ihm, sich mit der heranfliegenden Rakete einen Luftkampf zu liefern und ihnen dabei auszuweichen. Im Falle der SOX müßte er das nur solange tun, bis er in den Luftraum über der SOX bzw. ( wenn es ein Schweber ist ) bis auf 20 Meter an die Mauer herangekommen ist. Im Luftraum wird er ab einer gewissen Höhe von unserem alten Freund Radioaktivität geschützt und wenn er bis auf 20 Meter an die Mauer herangekommen ist, kann er diese problemlos überfliegen und verschwindet im radioakti-ven Niemandsland. Dumm gelaufen.

Raketen dürften es außerdem schwer haben, Menschen, die sich der Mauer nähern, zu orten und zu treffen. Deshalb macht man ja auch die Unterscheidung zwischen Anti-Personen, Anti-Fahrzeug und Boden-Luft Raketen ( SAM ). Man kann mit einer SAM auf Flugzeuge schießen, aber nicht unbedingt auf Bodentruppen, da die SAM nicht dafür konstruiert ist.

 

4. Nach außen gerichtete Sensoren sind sicherlich kein Problem, obwohl es neu ist, daß Kameras zu Sensoren gehören. Sicherlich dient beides der Überwachung, aber eine Kamera sind mindestens ebenso sicherlich etwas anderes als ein Sensor, nicht zuletzt weil sie ganz anders funktioniert.

 

5. Die Sache mit der Fernsteuerung hatten wir schonmal beim Thema Transporte. Vielleicht hätte man hier besser hinzugefügt, daß diese Fernsteuerung nicht über Funkwellen, sondern über festver-legte Kabel funktioniert, da der Begriff der Fernsteuerung auch und gerade im Bezug auf Rigger Funkwellen impliziert.

 

6. 100 Gardisten pro Grenzübergang sind viel zu wenig, um einen halbwegs militärischen Betrieb überhaupt aufrecht zu erhalten. Besagte 100 Gardisten könnten allerhöchsten als NOTMANN-SCHAFT fungieren, um den Betrieb während der Abwesenheit ihrer Kameraden ( wo die sind, weiß ich auch nicht ) wenigstens halbwegs am Laufen zu halten.

Für jemanden, der davon keine Ahnung hat, mögen 100 Mann viel sein, aber militärisch gesehen sind diese 100 Mann gerade mal eine Kompanie ( Corporate Shadowfiles, S. 112 ). Wenn man dann noch das Wartungs- und Büropersonal ( jemand muß sich um Logistik und Nachschub küm-mern ), die Offiziere, Systemtechniker und Sensorüberwacher ( die alle in dieser Rechnung mit drin sein sollen ) abzieht, hat nur noch so wenig Sicherungspersonal übrig, daß man damit nicht einmal die Sicherheit eines gewöhnlichen Flughafens gewährleisten könnte. Und damit soll man einen der härtesten Sicherungs- und Überwachungskataloge aufrecht erhalten ? Das kann nicht funktionieren.

 

7. Wozu sollen die Kasernen innerhalb der SOX gut sein ? Damit die Gardisten auch zu ihrer täglichen Strahlendosis kommen ? Na klar - gleiches Recht für alle, warum nicht !? Der Aufwand, den man zur Sicherheit der Gardisten betreiben müßte, ist viel zu groß.

Man bedenke, daß nach JEDEM Einsatz Mensch, Gerät und Waffen vollständig entseucht werden müssen. Wie alles andere auch nimmt die Ausrüstung, das sonstige Gerät und die Waffen mit der Zeit eine Strahlendosis auf, die ihre völlige Verschrottung notwendig macht. Super.

Zieht man auch hier alle höheren Offiziere, Systemtechniker, Sensorüberwacher, Wartungs- und Büropersonal ( jede Truppe braucht Logistik - das ist nunmal so ) ab, hat man nicht mehr genug Sicherungspersonal übrig, um eine Mauer dieser Länge auch nur annähernd zu bewachen.

Wozu sollte man übrigens Personal der Gefahr einer Verstrahlung aussetzen, wenn man dank modernster Technik alles aus der Ferne, d.h. von einem Grenzposten aus beobachten kann ?

 

8. Zwei Stützpunkte mit je 125 Gardisten zu besetzen ist ebenfalls völliger Unsinn. Die Stärke ist viel zu gering, um ein Funktionieren eines Stürzpunkts überhaupt zu gewährleisten, vor allem, wenn man auch hier die Offiziere, Systemtechniker usw. abzieht. Bei 125 Mann Gesamtstärke bleiben dann vermutlich gerade mal genug reine Sicherheitskräfte übrig, um eine Pommesbude zu bewachen.

 

9. Besagte 125 Gardisten sollen also als mobile Eingreiftruppe fungieren. Wo sollen die denn eingreifen ? Die Mannstärke reicht nicht im mindesten aus, um irgendwelche größeren Aktionen durchzuziehen. Die Arkologien sind Eigentum multinationaler Konzerne und fallen damit eindeutig unter das Konzernrecht. Was hat die lächerlich kleine " Eingreiftruppe " des Kontrollrats auf dem Eigentum anderer Konzerne zu suchen ? Die Antwort besteht aus einem einzigen Wort : NICHTS.

Auf ihrem Eigentum unterliegen die Konzerne NUR ihren eigenen Gesetzen und können dort machen, was sie wollen. Es ist IHR EIGENTUM. Der Umkehrschluß daraus lautet : Wenn irgend-was auf diesem Gelände passiert, muß sich der Konzern selbst darum kümmern. Und man kann davon ausgehen, daß die Konzerne dementsprechend für die Sicherheit ihrer Arkologien selbst sorgen. An dieser Stelle sei die Lektüre von Corporate Shadowfiles empfohlen, das sogar schon auf Deutsch erschienen ist.

Die Sache wird für den Kontrollrat erst interessant, wenn ein Extremfall eintritt ( wenn z.B. eine Arkologie abbrennt ), den der betreffende Konzern nicht selbst regeln kann oder der Zwischenfall ( in Form eines menschlichen Versuchskaninchens z.B. ) das Konzerngelände verläßt. Aber für diese Art von Extremfall sind ( weniger als ) 125 Mann einfach zu wenig.

 

10. Was wollen die Gardisten des Kontrollrates in der SOX patrouillieren ? Die radioaktiven Ruinen vielleicht ? Und sich dabei die täglich Strahlendosis einfangen - na klar, denn schließlich haben alle das Recht zu strahlen. Oder wollen sie Jagd auf SOX-Chimären machen ? Oder in Schuß-feld des neuesten Waffentests kommen ? Gerade die letzte Variante ist möglich, weil ein Konzern bei Tests wohl kaum dem Kontrollrat Bescheid gibt, damit der seinen Soldaten sagen kann, wohin sie heute nicht fahren dürfen.

Was man nicht durch festinstallierte Überwachungseinrichtungen im Auge behalten kann, ist ohnehin zu unwichtig, um dafür sein Leben zu riskieren. Außerdem kann man die Teile der SOX, die zwischen den Sicherheitszonen der Arkologien liegen, getrost sich selbst überlassen. Wenn irgend-was auf Konzerneigentum passiert, wird die Sicherheit der Arkologie schon Bescheid sagen, wenn sie damit nicht fertig wird. In diesem Fall kann man immer noch eingreifen.

 

Wie wir sehen ist die Sicherheit der SOX ein schlechter Witz. Das als " einen der härtesten Sicher-heits- und Überwachungskataloge der Welt " ( Walzer, Punks & Schwarzes Ice, S. 129 ) zu bezeichnen, ist schlicht und ergreifend LÄCHERLICH ( wie gesagt - ein schlechter Witz ).

Die Grenzübergänge der Stadt Denver ( Denver Campaign Set ) werden schwerer und effektiver bewacht als die der SOX, obwohl es dort weder Radioaktivität noch Konzerne gibt, die streng geheime Forschungen betreiben.

Man hat nicht nur grundsätzliche Fehler bei der Erschaffung der äußeren Sicherheitsmaßnahmen gemacht, sondern auch die Relationen völlig ignoriert. Wenn man das erste Deutschland in den Schatten gelesen hätte, hätte man schon einen Relationsfehler weniger gemacht. Dort ist die Rede von 20.000 ( zwanzigtausend ) Konzerngardisten ( Deutschland in den Schatten, S. 119 ). Wenn man den Kram ( ohne das erste Deutschland in den Schatten Quellenbuch schlecht zu machen ), den man u.U. sogar selbst geschrieben hat, nicht kennt und das Update nicht so schreibt, daß es zu den ursprünglichen Informationen paßt, nenne ich das peinlich.

Noch blamabler wird die ganze Sache, wenn man die Zahl von 20000 Konzerngardisten als reine Sicherheitskräfte interpretiert. Schließlich wird auf Seite 119 des ersten Deutschland in den Schatten nichts von Wartungspersonal oder ähnlichem gesagt, die in dieser Zahl eingeschlossen sind. Je nach Interpretation hat man entweder 20000 Leute insgesamt - was realistisch ist - oder 20000 Gardisten plus Wartungspersonal, Logistik usw. - was ebenfalls realistisch wäre.

Beide Interpretationen sind jedoch nicht so fernab jeglicher Realität wie die lächerlichen 3000 Mann insgesamt, die man im Walzer, Punks & Schwarzes Ice vorgesetzt bekommt. Wenn man vom militärischen Betrieb, seiner Mindestmannstärke, den damit verbundenen Problemen und mili-tärischer Logistik nicht die mindeste Ahnung oder Vorstellung hat, sollte man lieber nicht darüber schreiben.

 

Die Konzerne und ihre Forschungen:

Das man überhaupt so viele Informationen über die Konzerne und ihre Forschungen hier vorfindet, ist angesichts der absoluten Geheimhaltung und eines der " härtesten Sicherungs- und Überwach-ungskataloge ( interessante Formulierung übrigens; man fragt sich, ob man aus diesem Katalog auch etwas bestellen kann - so wie aus einem Bauhaus-Katalog z.B. ) der Welt " schon beachtlich.

Und schon fällt der erste Widerspruch ins Auge. Die Spezialverfahren und -werkstoffe, die eine vollständige Entseuchung von Menschen und Geräten gewährleisten und damit den PERFEKTEN SCHUTZ bieten sollen, stehen im direkten Widerspruch zu dem Abschnitt Radioaktive Strahlung bei den Regeln, wo spezialversiegelte Panzerungen usw. im besten Fall nur UNVOLLSTÄNDIGEN SCHUTZ bieten. Welche Version davon trifft denn nun zu ?

Wie kann man auf der einen Seite den perfekten Schutz gegen Radioaktivität gewährleisten und auf der anderen Seite denselben Schutz wieder aufheben ?

Denn wenn es gelungen ist, den perfekten Schutz gegen Radioaktivität zu erfinden, müßte man doch auch Panzerungen und Fahrzeuge dementsprechend ausrüsten und sein Personal schützen kön-nen. Das sieht verdächtig nach der ersten Lektion in " Wie stelle ich mir selbst ein Bein " aus.

Das Bug City Sourcebook ist bis jetzt das einzige Quellenbuch, in dem man etwas über Radio-aktivität findet, obwohl es hier um einen anderen Zusammenhang geht. Hier findet man keinen Hin-weis darauf, daß es Werkstoffe gibt, die den perfekten Schutz gegen Radioaktivität bieten. Und wen es tröstet : Den perfekten Schutz gegen irgendwas GIBT ES NICHT. Wäre auch langweilig, oder ?

 

Erstaunlich ist auch das Vorhandensein kleinerer Firmen. Da es mit unglaublichen Kosten verbun-den sein dürfte, in der SOX zu bauen, dürfte diese eigentlich nur Spielplatz von großen und Mega-konzernen sein. Ein Konzept, daß auf dem Bau und der anschließenden Vermietung von Laboren beruht, dürfte eigentlich wenig erfolgversprechend sein.

Man muß schließlich die horrenden Bau- und Unterhaltskosten irgendwie wieder hereinbekommen, was eigentlich nur durch Mietpreise geht, die die Kosten decken. Da diese Mietpreise wiederum dementsprechend enorm hoch sein müssen, ist es mehr als fraglich, ob kleine Firmen sich diese leis-ten können.

 

Das die Konzernenklaven alle völlig unterirdisch sein sollen, ist ebenfalls wenig sinnvoll. Man ver-schenkt wertvollen Platz, und da man ja ( laut dem vorangegangenen Text ) über Spezialwerkstoffe verfügt, spricht nichts dagegen, zumindest einen kleinen Teil der Arkologie überirdisch zu bauen.

Und selbst wenn man keine Spezialwerkstoffe zur Hand hat, spricht nichts gegen eine überirdische Konstruktion. Diese könnte man - im Gegensatz zu Panzerungen und Fahrzeugen - mit schwerem Material versehen, daß die Radioaktivität abblockt.

Der Vorteil einer überirdischen Konstruktion ist, daß man die Umgebung auch ohne Sensoren beobachten kann, daß man mehr Platz hat, die Konstruktion gleichzeitig billiger wird und daß die Bewohner der Arkologie auf diese Weise Tageslicht haben, das für jedes lebende Wesen wichtig ist, auch für Menschen eine wichtige psychologische Bedeutung hat und selbst durch die Holosysteme des Jahres 2057 kaum ersetzt werden kann.

Wenn man in der SOX Waffen mit großer Wirkung testet, kann man eine völlig unterirdische Arkologie zwar nicht sehen ( wie denn - sie ist schließlich unterirdisch ), aber trotzdem treffen. Waf-fensysteme im Prototypstadium sind eben nicht unbedingt zuverlässig, und wenn man die Arkologie sieht, weil sie überirdisch ist, weiß man zumindest, wohin man nicht schießen darf.

 

Warum sollte ein Megakonzern wie Renraku in einem so teuren Labor ausschließlich Computer-forschung betreiben ? Ein Megakonzern wie Renraku hat doch bestimmt auch Forschungsbereiche, die für die SOX-Labore viel geeigneter sind - z.B. Genforschung oder Erprobung neuer Werkstoffe gegen Radioaktivität ?

Natürlich bieten sich Plätze wie die SOX zur Entwicklung von ultra-geheimen Projekten an, kein Zweifel. Aber warum ausschließlich Computerforschung ? Ein Magier kann auf astralem Weg nichts in Erfahrung bringen, das auf einem Computerbildschirm steht. Überhaupt können Magier nur sehr wenig mit Computertechnologie anfangen. Die Labore der SOX nur zur Computerforschung zu be-nutzen, ist einfach Verschwendung. Aber was tun, wenn einem nichts besseres einfällt ?

Das der Konzern Eastern Star Pharmaceuticals in einer absolut magiefreien Zone, die zu betre-ten jeder astralen Wesenheit mindestens Unbehagen wenn nicht sogar Schmerzen bereitet, magische Forschung betreibt, ist der nächste Hammer.

Die Quizfrage lautet : Wie bringt man astrale Wesen wie Geister an einen Ort, dessen Aura für astrale / duale Wesen absolut unerträglich ist. Und das das Beschwören von Geistern in der SOX so gut wie unmöglich ist, steht sogar bei den Regeln ( Regelabschnitt zur SOX ) unter der Überschrift Magie. Wie will man also in einer derart astralfeindlichen Umgebung ein astrales / duales Wesen herbeirufen ? Beschwört man sie woanders, packt sie in eine Kiste und transportiert sie in die SOX ?

Wie soll eine Beschwörung möglich sein, wenn der Astralraum insgesamt Schaden genommen hat ?

Nennen wir es " Wie stelle ich mir selbst ein Bein ? " - Lektion II.

 

Warum betreibt die MET 2000 eine ihrer Hauptkommandozentralen in der SOX ? Dafür gibt es ebenfalls keinen vernünftigen Grund, da die SOX einfach viel zu weit weg und viel zu schwer er-reichbar ist, um für einen Ernstfall, der schnelles Handeln erfordert, sinnvoll zu sein.

Es ist logisch, dort Atomwaffen zu lagern ( da in einem verstrahlten Gebiet ein atomarer Unfall nicht viel Schaden anrichten würde ), aber ein Atomwaffenlager ist etwas anderes als eine Haupt-kommandozentrale. Beides zusammen ist nicht nur Unsinn, sondern auch gefährlich. Man bedenke, der Kommandostab der MET wäre während eines atomaren Unfalls anwesend. Einer solchen Gefahr würden sich diese Leute nie freiwillig aussetzen. In einer derartigen Kommandozentrale Dienst zu tun ist so, als säße man auf einer Atombombe, während man seine Truppen lenkt. Vom strategischen Standpunkt aus Unsinn. Mit einem Treffer würde man nicht nur die Kommandozentrale treffen, son-dern auch Atomwaffen vernichten. Das wäre viel zu riskant.

 

Die anderen Bewohner:

Was wollen die als Geisterratten bekannten Schmuggler mit einer Basis innerhalb der SOX ? Ihre tägliche Strahlendosis vermutlich. Wie es aussieht, wird die Sucht nach radioaktiver Strahlung ein immer größeres Problem. Welche Waren sollte man wohl auf radioaktivem Boden umschlagen, ohne das sie verseucht werden ? Es gibt in der SOX kein Geschäft, das zu machen sich für Panzerrigger lohnen würde - außer vielleicht Schmuggelaktivitäten für Konzerne.

Aber warum sollten die Konzerne etwas schmuggeln, wenn sie es per versiegelter Ladung offiziell in die SOX schaffen können ? Da hier alles nach den Regeln der Konzerne läuft, ist Schmuggel völlig unsinnig. Derartige Geheimnistuerei ist nicht notwendig und zudem überaus gefährlich. Was passiert, wenn die Truppen des Kontrollrates einen Transport abschießen, der Schmuggelware für einen be-stimmten Konzern enthält ? Dumm gelaufen.

Die sog. Geisterratten sind ein netter Versuch, eine Art von Denver-Stimmung aufzubauen - mit Panzerriggern und so - aber bei mehr als einem schlechten Versuch ist es eben nicht geblieben, da es wohl keine Panzerrigger gibt, wo man kein Geschäft machen kann, das sich lohnen würde. Da die SOX verstrahlt ist, muß das Geschäft sich sogar so sehr lohnen, daß die Rigger dafür ihre Gesund-heit auf Spiel setzen.

Zudem stellt sich an dieser Stelle noch eine andere hochinteressante Frage : Wie will jemand mit einem Schwebepanzer durch Deutschland fliegen ? An der Grenze zum Osten in Richtung des Konzils von Marienbad mag das vielleicht noch klappen, aber in dichtbesiedelten Gegenden wie Luxemburg, Belgien, Frankreich, von Deutschland ganz zu schweigen ? Angesichts der verhältnis-mäßig geringen Größe dieser Länder im Vergleich zu den Wüstenregionen des USA sollte es un-möglich sein, sich hier mit einem Schwebepanzer unerkannt zu bewegen. Tja - schlecht geklaut ist eben nicht halb gewonnen, sondern allerhöchstens dumm gelaufen, wenn man noch nicht einmal darauf achtet, ob das Geklaute überhaupt Sinn macht bzw. in die neue Umgebung hineinpaßt.

 

Matrix:

Das der Kontrollrat ein öffentliches Netz zur Information der Allgemeinheit unterhält, mag noch verständlich sein. Die Verbreitung von Propaganda ist immer schon ein geeignetes Mittel gewesen, die Massen zu beruhigen. Das es innerhalb der SOX ein PLTG gibt, daß die Arkologie miteinander verbindet, ist ebenfalls verständlich.

Aber warum hat das Öffnet eine direkte Verbindung zum SOX-Net ? Das ist ein gewaltiges Sicher-heitsrisiko, weil man jedem Eindringling den Zugang zum SOX-Net erleichtert. Der Eindringling in spe dringt einfach von außerhalb durchs Öffnet ins SOX-Net ein. Es mag sein, daß die meisten Decker dabei auf dem langen Weg durch das PLTG von der Sicherheit aufgespürt werden - aber die meisten sind noch lang nicht alle.

Ein potentielles Eindringen so einfach zu machen kann nicht Bestandteil eines der härtesten Sicher-heits- und Überwachungskataloge sein. Wenn man das betreffende Quellenbuch kennen würde, würden einem sicherlich Wege einfallen, die Sache sicherer zu gestalten und sich trotzdem an die Vorlagen besagten Quellenbuches zu halten. Das soll doch wohl die SOX sein und nicht Disneyland

( obwohl man in die Matrix von Disneyland wahrscheinlich schwerer eindringen kann als ins SOX-Net ).

 

Magie:

Die nette Einleitung erzählt einem also, das die Auswirkungen der SOX auf den Astralraum jen-seits der bekannten Skalen liegt. Da man im nächsten Satz Chicago als anderes Beispiel für eine derart hohe Hintergrundstrahlung heranzieht, scheint es sich hier offensichtlich um die neusten Er-kenntnisse zu handeln, da die Stadt Chicago erst im Jahre 2056 zum astralen Problemfall wurde

( Nuke City / Bug City Sourcebook ).

 

Die Frage dabei ist, wie man in den Regeln ( zur SOX ) die Hintergrundstrahlung als 3-5 einstufen kann, wenn die Hintergrundstrahlung jenseits der bekannten Skalen ( jenseits von 5 ) liegen soll. Die Frage wird noch interessanter, wenn man im Bug City Quellenbuch auf Seite 145 unter der Über-schrift BACKGROUND COUNT nachschlägt. Dort finden sich - man höre und staune - Strahlun-gswerte von 6 - 10. Eine Hintergrundstrahlung von 7 ist das höchste, was in Chicago auftreten kann

( innerhalb von 100 Metern um den Detonationspunkt des taktischen Nuklearsprengkopfes ). Der Rest der Stadt hat eine Hintergrundstrahlung von 1, 2-3 in der Nähe ehemaliger Insektennester, 4 in den Shattergraves, in Cermak 5 ( 1000 m um den Detonationspunkt ), 6 ( 200 m vom Detonations-punkt ) und wie gesagt 7 ( innerhalb von 100 m ).

 

Der netten Einleitung zufolge müßte die SOX eine Hintergrundstrahlung von 6 haben, um damit jenseits der bekannten Skalen ( die bis 5 reichen - lest mal das Grimoire ) zu liegen und mit der Detonationsstelle in Cermak vergleichbar zu sein. Da die Hintergrundstrahlung der SOX aber laut der Regeln zwischen 3 und 5 liegt, ist die SOX zwar mit jedem größeren Schlachtfeld ( Niveau 3 ) bis hin zu Gulags Auschwitz und Babi Yar ( Niveau 5 ), aber nicht mit Chicago vergleichbar. Was soll das sein - " Wie stelle ich mir selbst ein Bein ", Lektion III ?

 

Dazu kommt noch, daß die SOX ein Niveau von mindestens 6 braucht ( hört sich komisch an, ich weiß ), damit der Astralraum geschädigt wird und die im Text beschriebenen Phänomene, die als Nullzonen ( dazu später mehr ) bezeichnet werden, überhaupt auftreten können. Woher man weiß, daß die Hintergrundstrahlung auf 6 steigen muß, damit eine astrale Verunreinigung auftritt ? Aus dem Bug City Sourcebook, S. 145 - dasselbe Quellenbuch, auf das im Abschnitt Regeln unter Radioaktive Strahlung so ausdrücklich hingewiesen wird.

Wenn man die Quellenbücher lesen würde, anstatt sich Arbeit zu ersparen, indem man auf sie ver-weist, könnte man sich Peinlichkeiten wie diese ersparen.

Stattdessen : " Wie stelle ich mir selbst ein Bein " - Lektion Nummer IV.

 

Zu den Nullzonen : Aus dem Bug City Quellenbuch weiß man ( wenn man es gelesen hat ), das ein Gebiet eine Hintergrundstrahlung von mindestens 6 haben muß, damit der Astralraum dort Schaden nimmt und Phänomene wie Nullzonen überhaupt auftreten können. Sonst wären Phänomene wie die Nullzonen bereits im Astralraum von Auschwitz beobachtet worden ( Niveau 5 ).

 

Das Problem dabei ist, daß etwas ganz besonderes an diesem Ort vorgegangen sein muß, das auf jeden Fall mit Magie zu tun haben muß. Da die SOX praktisch im Jahre 2009 ( also lange vor dem Erwachen 2011 ) entstand, sind magische Phänomene recht unwahrscheinlich. Im Bug City Quellen-buch steht außerdem, daß ein Vorfall, der die Hintergrundstrahlung auf 6 hochschraubt, jenseits des-sen liegen muß, was innerhalb der Grenzen der Naturgesetze machbar ist.

Obwohl die ganze Gegend ( der Kernschmelze sei dank ) hochgradig verstrahlt ist, bleibt die ganze Sache innerhalb der Naturgesetze, da Radioaktivität eben diesen Naturgesetzen folgt. Wie gesagt - es muß etwas ganz besonderes passiert sein :

Im Falle Chicagos war es ein taktischer Nuklearsprengkopf, der inmitten eines gewaltigen Insek-tenstocks mit etwa 1000 Insektengeistern, mehreren Königinen und ein paar Insektenschamanen darin detonierte, die gerade bei einem magischen Ritual waren.

Die Voids, die im Target : UCAS Quellenbuch auftauchen, sind den sog. " Nullzonen " der SOX erstaunlich ähnlich ( Void bedeutet übrigens Leere ). In ihnen ist so gut wie kein Mana vorhanden, was einen Magier, dessen astrale Projektion in einen Void gerät, wahnsinnig machen oder sogar töten kann ( tatsächlich gibt es Regeln dafür, ob er überlebt oder nicht ).

Die sog. Voids treten aber nur gemeinsam mit dem Strain-III Beta-Virus auf, einem astralen Virus, der astralen und dualen Wesen die Kraft entzieht und von Ares zur Säuberung Chicagos von den Insektengeistern eingesetzt wurde.

Besagte Voids treten nicht außerhalb der Chicago Containment Zone auf, da sie von dem Strain III Beta-Virus abhänig sind, der nur innerhalb der Zone verwendet wurde.

Die Fovea aus dem Aztlan Sourcebook sind angeblich Löcher in der Atmosphäre. In ihnen funk-tioniert Magie überhaupt nicht. Die Astralkörper der Magier werden angeblich ins Weltall gezogen, wo sie verrückt werden oder einfach sterben. Dazu muß gesagt werden, daß Aztlan einer der ge-fährlichsten und verrücktesten Plätze des Shadowrun-Universums ist. Hier gibt es Blutmagie, einen Typen namens Drake ( der Gegenspieler von einem Elfen namens Harlekin in der Kampagne Harlekins Rückkehr / Threats, S. 17 f. ), der mit Aztechnology zusammenarbeitet und in einem noch zu übersetzenden Roman an einem Lokus ( einem Ort unglaublicher magischer Macht ) arbei-tet.

Aztlan ist auch Heimat der unheimlichen Blood Mage Gestalt ( Threats, S. 70 ), die auch ma-gischen Ursprungs ist. Darüber hinaus gibt es jede Menge Tempel und sogar Festlichkeiten, deren Praktiken an Blutmagie erinnern, wenn nicht sogar Bestandteil von Blutmagie sind.

Mit anderen Worten und ohne noch weiter vorzugreifen : Aztlan ist der Inbegriff seltsamer Magie und so ist es nicht weiter verwunderlich, daß Fovea oder ähnliche seltsame Phänomene auftreten.

 

Was hat die SOX mit alldem zu tun ? NICHTS - aber das ist gerade das Problem. Die SOX hat keine außergewöhnlichen magischen Vorkommnisse vorzuweisen, die auch nur annähernd an die von Chicago oder Aztlan herankommen. Radioaktive Gase haben tausende von Menschen getötet - das ist schlimm, rechtfertigt vielleicht eine Hintergrundstrahlung von 5, aber kein einmaliges magisches Phänomen wie die Voids oder Foveae oder etwas vergleichbares.

 

Ansonsten ist das Phänomen der Nullzonen nichts neues, sondern allerhöchstens schlecht geklaut, da man alles aus dem SOX-Artikel im Target : UCAS als Void und im Aztlan Sourcebook als Fovea wiederfindet.

 

Auch der Hinweis auf einen Knotenpunkt zweier Manalinien hilft nicht. Wenn es zwei oder mehrere Manalinien wären ( wie in England ), müßten besagte Linien irgendwo anfangen, irgendwo enden und irgendwo dazwischen verlaufen. D.h. man müßte es merken, wenn man sich auf einer dieser Linien befindet und die Kraft der Linien anzapfen können ( wie in England ). Im ausgedehnten Magie-Teil des ersten Deutschland in den Schatten finden sich jedoch keine magischen Linien.

Davon einmal abgesehen müßten die Linien zwei Kultstätten miteinander verbinden. Damit es einen Knotenpunkt gibt, muß es sogar zwei Linien geben und damit vier Kultstätten, die durch die Linien miteinander verbunden sind. Sowas gibt es - aber nur im London Sourcebook. Die Rede ist von den Ley-Linien, die verschiedene Kultstätten, die auf direkter Linie liegen, miteinander verbin-den. Doch es gibt weder Ley-Linien in der ADL, noch Kultstätten, die direkt miteinander verbunden sind oder in einer geraden Linie zueinander liegen.

 

Oberdumm gelaufen. Und selbst bei einem Knotenpunkt hätte das Kernkraftwerk wie eine Bombe explodieren müssen, um die nötige Energie zu liefern. Doch es ist nicht explodiert, sondern hat " nur " giftige und radioaktive Gase freigesetzt, die die Umwelt verseucht haben. Und das steht sogar in der Einleitung des SOX-Artikels.

 

> Nachtrag : Hier ist uns ein kleiner Fehler passiert, den wir gerne zugeben : Block zwei des KKW Cattenom ist explodiert. Das ändert jedoch überhaupt nichts, weil die Explosion eines KKW-Blocks nicht im mindesten mit der einer Atombombe ( und sei sie noch so klein ) vergleichbar ist. Die Ex-plosion im KKW war eine Gasexplosion, die zwar Block 2 völlig zerstört haben dürfte, aber niemals die Wucht und Zerstörungsgewalt eines subtaktischen Nuklearsprengkopf erreichen könnte. Damit ändert sich an der Argumentation im Grunde überhaupt nichts ( - wie gesagt ).

 

Die auf Seite 119 des ersten Deutschland in den Schatten vorgestellten magischen Merkmale der SOX hören sich eher wie die Auswirkungen einer Hindergrundstrahlung der Stufe 5 an, deren Vorhandensein völlig ausreichend sein dürfte, um magische Wesenheiten und Magier von diesem Platz fernzuhalten. Man erinnere sich in diesem Zusammenhang einmal an den Magier aus dem Grimoire ( Seite 112 ), der die Baracken von Auschwitz ( Niveau 5 ) askennt hat.

Die auf Seite 112 des Grimoire beschriebenen Auswirkungen halte ich übrigens nicht für über-trieben. Wie wird sich wohl ein Magier fühlen, der diesen Platz askennt ?

Er wird machen, daß er wegkommt und diesen Platz zukünftig meiden. Da man astrale Spionage nur betreiben kann, indem man Forschungsstationen auf astralem Wege betritt, bedeutet das wieder-um, daß der Magier zuvor die Umgebung seines Ziels auf astralem Wege durchqueren muß. Wie sollte er sonst - selbst auf astralem Wege - in die Station hineinkommen ? Sich hineinbeamen viel-leicht ?

Wenn die Station aber von einem Niveau der Stufe 5 umgeben ist, die der Magier durchqueren muß, wird dieser es sich zweimal überlegen, ob er seine geistige Gesundheit aufs Spiel setzt oder nicht.

Man bedenke - der Magier in dem Beispiel ( Grimoire, Seite 112 ) hat nur einen kurzen Blick auf die Astralebene von Auschwitz geworfen. Er hat sie nicht einmal astral durchquert.

Man könnte natürlich den Magier näher an sein Ziel heranschaffen - aber dabei riskiert er eine radioaktive Verstrahlung. Dazu kämen im Fall der SOX noch Konzerntruppen. Man braucht keine astralen Löcher, damit magische Spionage in der SOX unmöglich und die SOX damit für Konzerne interessant wird.

 

Bevor man sich mit Dingen einläßt, die man weder kennt noch versteht, weil sie in der Welt des Shadowrun noch Geheimnisse darstellen, sollte man sich besser an das halten, was man kennt und das Beste daraus machen. Versucht man wie in diesem Fall, sich überall etwas mehr schlecht als recht zusammenzuklauen und es als brandneue, ultraheiße Informationen auszugeben, kann nun ein-mal nichts Sinnvolles dabei herumkommen. Schlecht geklaut ist schlecht geklaut - da hilft nichts.

Peinlich, peinlich, wenn man so schlecht und so offensichtlich klaut, daß man dabei von so ziemlich jedem erwischt werden kann, der sich auch nur halbwegs mit den Regeln auskennt. Nur schade um die verschwendeten Seiten.

Regeln: Magie

Wenn man die Ausführungen auf Seite 116 des Grimoire mit dem Passus aus den Regeln ver-gleicht, der die Unterschiede zwischen den Regeln aus dem Grimoire und den Zuständen in der SOX darstellen soll, stellt man erstaunt fest, daß die Regeln im Grimoire zwar optional sind, es aber keinen signifikanten Unterschied zwischen den Regeln im Grimoire und denen der SOX gibt - von einer er-wähnenswerten Abweichung ganz zu schweigen.

Wie gesagt, solche Peinlichkeiten umgeht man, indem man die Quellenbücher liest, die man so gerne zitiert. Man hätte angeben können, daß die optionalen Regeln des Grimoire in diesem Fall nicht optional sind und den Mindestwurfmodifikator für alle magischen Aktivitäten noch einmal deutlich herausstellen können, aber das ganze als " Abweichung " zu bezeichnen ist falsch und zeugt von einer Unkenntnis eben dieser Regeln.

 

Radioaktive Strahlung:

Hier hat man nun wirklich den Vogel abgeschossen - herzlichen Glückwunsch. Sehen wir uns den Unsinn mal genauer an ( Walzer, Punks & Schwarzes Ice, S. 138 ) :

 

Interessant wird die Formulierung schon mit den ersten vier Worten der Passage über radioaktiven Staub : " Da vor allem auch ". Die Formulierung " Da vor allem " soll normalerweise etwas bestim-mtes - genauer gesagt das folgende - hervorheben. Das Wörtchen " auch " jedoch macht diesen be-stimmten Effekt zunichte, da es sich jetzt nicht mehr um eine ganz bestimmte Sache, sondern um einen von mehreren Aspekten handelt ( " auch " impliziert mehr als einen Aspekt ), die im folgenden allerdings nicht näher spezifiziert werden. D.h. man bekommt einen von mehreren Aspekten zu lesen, während der Rest der Aspekte unter den Tisch fällt. Wäre diese Formulierung eine Bewegung, würde sie kraftvoll beginnen und mittendrin hängenbleiben. Sprachwissenschaft ist toll, neh !?

Lange Rede, kurzer Sinn : Diese Art der Formulierung enthüllt, daß der Schreiber entweder die an-deren Aspekte zurückhält, weil er sich an eine bestimmte Anzahl Zeichen oder Seiten halten muß

( und die Ausführungen der restlichen Aspekte diesen Rahmen sprengen würden ) oder weil er nicht weiß, wovon er redet und sich den einen Aspekt, bei dem man nichts falsch machen kann, heraus-pickt.

Bei der großzügigen Platzverteilung auf Seite 138 ( wo gut ein Viertel der Seite völlig freigelassen wird ) und der großzügigen Platzverschwendung der letzten drei Seiten ( die aus Werbung bestehen )

ist kaum anzunehmen, daß hier eine bestimmte Anzahl Zeichen oder Seiten eingehalten werden mußte. Und selbst wenn - Walzer, Punks & Schwarzes Ice hat schon 157 Seiten. Da sollten ein oder zwei Seiten mehr keinen großen Unterschied machen, sollte man meinen.

Ob der Schreiber nicht weiß, wovon er redet ( bzw. worüber er schreibt ) gibt der Rest des Satzes Aufschluß.

 

Ob in einem hochgradig verstrahlten Gebiet der Kontakt mit radioaktivem Staub ein besonders großes Risiko ist, ist hochgradig UNWAHRSCHEINLICH. In einem hochgradig verstrahlten Gebiet strahlt ALLES - jeder Stein, jeder Grashalm, jedes Stück Ruine. Wer es betritt, dessen Kleidung und Ausrüstung wird verstrahlt und strahlt - wie der Rest vom Träger ebenfalls - nach Verlassen der Zone selbst.

Interessanterweise findet man dieselben Ausführungen über die Gefährlichkeit von Radioaktivität im Bug City Quellenbuch im Zusammenhang mit dem Cermak Blast. Man sollte vielleicht die Quellenbücher lieber lesen, bevor man aus ihnen zitiert. Sie könnten an anderer Stelle noch andere wertvolle Informationen bereithalten, von denen man besser vorher gewußt hätte.

 

Radioaktiver Staub wird erst dann gefährlich, wenn er direkt an die Haut kommt oder verschluckt wird. Auf der Haut richtet er sofort Zellschäden an, und wenn er verschluckt wird, werden die inneren Organe verstrahlt - dann ist dem Opfer überhaupt nicht mehr zu helfen.

Geschlossene Kleidung und Filtermasken in diesem Zusammenhang als Minimalschutz zu bezeich-

nen, zeugt von einer grundlegenden Unkenntnis radioaktiver Strahlung. Mit geschlossener Kleidung und Filtermaske ausgestattet ein hochradioaktives Gebiet wie die SOX zu betreten ist so, als würde man in einem Papieranzug in eine Plasmaschmelze springen.

Den radioaktiven Staub hier als Hauptrisiko zu bezeichnen ist hingegen so, als würde man jeman-den in ein Becken voller weißer Haie werfen und dabei auf einen bestimmten ( weißen ) Hai zeigen, der besonders gefährlich sein soll. Was für ein Unsinn !

Warum trägt man wohl beim Röntgen Bleiwesten ? Bestimmt nicht, weil sie besonders kleidsam sind. Diese Bleiwesten schützen ihren Träger jedoch nur gegen geringe Strahlendosen und bieten keinerlei Schutz gegen eine richtige Strahlungsintensität wie die der SOX. All das findet sich übri-gens auch im Bug City Quellenbuch. Kommentar überflüssig.

Wer jetzt gerne wissen möchte, wo er besagte Aussagen findet, dem sei an dieser Stelle ein Ding namens Index am Ende des Buches empfohlen, das das leichte Nachschlagen einzelner Stichworte ermöglicht. Da die deutschen Werke statt einem Index lieber drei Seiten Werbung einbauen, dürfte eine Einrichtung wie der Index nicht unbedingt bekannt sein.

 

Wenn jemand die SOX in geschlossener Kleidung und Filtermaske betritt, braucht er sich wirklich keine Sorgen um den radioaktiven Staub zu machen, weil die Strahlung, die von der Umgebung ab-gegeben wird, seine Kleidung durchschlägt, als wäre sie nicht vorhanden und in kürzester Zeit erste Strahlungsschäden bewirkt. Es kommt bei einem längeren Aufenthalt ( ein paar Stunden sind schon ausreichend ) und je nach Strahlungsdosis unweigerlich zur Strahlenkrankheit.

Wenn die Spieler sich einige Tage ungeschützt ( dieser sog. Minimalschutz gehört auch dazu ) in der SOX aufhalten, werden sie so radioaktiv verstrahlt, daß NICHTS sie retten kann.

 

Die hier angepriesenen Gentherapien kosten 50.000 - 100.000 Nuyen ( ohne den Straßenindex zu berücksichtigen ). Wenn die Spieler für den Run nicht gerade Millionen kassieren, werden sie sich wiederholte Therapien wohl kaum leisten können. Und das ein Herr Schmidt 100.000 Nuyen pro verstrahltem Runner drauflegt, ist mehr als unwahrscheinlich. Denn - was interessieren ihn ein paar SIN-lose ? Und wo bleibt sein Profit ?

 

Etwas weiter unten in diesem Abschnitt widerspricht man sich übrigens schon wieder. In Die Konzerne und ihre Forschungen ist die Rede von ausgeklügelten Reinigungsverfahren für Personen, die mit konterminiertem Material Kontakt hatten. In den Regeln erfährt man - kurz nach der Stelle über Gentherapien - das es bis jetzt noch kein Verfahren zur Entfernung von radioaktiver Verseuchung gibt.

Wie das geht - und noch dazu im selben Teil desselben Quellenbuches - weiß ich auch nicht, aber trotzdem herzlichen Glückwunsch - das war Lektion V von " Wie stelle ich mir selbst ein Bein ".

 

Der Rest der Ausführung ist eigentlich eine genaue Zurücknahme dessen, was man vorher mit biegen und brechen als Schreckgespenst Radioaktivität aufgebaut hat. Wenn man die Tips so liest, hat man den Eindruck, die Spieler sollen jetzt plötzlich doch mit Samthandschuhen angefaßt werden, nachdem man sich zuvor soviel zweifelhafte Mühe ( naja ) gegeben hat, die SOX gefährlich zu machen. Was soll das - oder vielleicht besser : " Können wir uns jetzt irgendwann einmal darauf einigen, was wir wollen ? Eine Gartenparty für Weichspüler-Möchtegern-Schattenläufer oder eine atomare Wüste, in der Konzerne ihren illegalen Forschungen nachgehen und jeder Eindringling so-fort erschossen wird ( was den anderen Shadowrun-Szenarien gegenüber würdig wäre ) ?

 

Das Reizvolle an Szenarien wie Chicago z.B. ist der Schwierigkeitsgrad, die Herausforderung, die selbst für Shadowrun ganz besonders ist. Wer das Bug City Sourcebook gelesen hat, wird erken-nen, was für ein unglaublich gefährlicher Platz Chicago ist ( bzw. war, obwohl sich auch nach dem Target : UCAS weniger verändert hat, als man meinen würde ). Der Spielleiter hat nahezu unbe-grenzte Möglichkeiten, die Spieler auf Trab zu halten und ihnen das Shadowrun-Äquivalent eines John Carpenter Films ( Die Klapperschlange, Flucht aus L.A. ) zu liefern.

 

Dasselbe hätte man mit der SOX auch machen können. Doch anstatt diese Chance zu nutzen, ver-baute man alles, indem man sich nicht die Mühe machte, die nötigen Informationen zu sammeln. Die-se hätte man dann über den Artikel verteilen können. Andere Informationen wie z.B. über die ande-ren Bewohner hätte man dann in den Teil für den Spielleiter gepackt, vielleicht noch ein paar Sha-dowtalk-Informationen gegeben, die auf die Dinge aus dem Spielleiter-Teil hingewiesen hätten. Auf diese Weise würde die ganze Sache interessant und geheimnisvoll werden und sich nicht wie ein Reiseführer lesen, sondern wie das interessante Quellenbuch, das man daraus hätte machen können.

 

Zu dem Verweis auf das Bug City Quellenbuch sei folgendes gesagt : Es ist richtig, daß man dort Regeln zur Strahlenkrankheit findet. Die dort gemachten Angaben beziehen sich allerdings auf die Detonationsstelle des Cermak-Blasts, d.h. man findet hier eine Reichweitentabelle, die Aufschluß über den Grad der Verstrahlung in einer bestimmten Entfernung zur Detonationsstelle gibt.

Die dazu passenden Regeln erklären, wie lange man sich in einer gewissen Entfernung zur Detona-tionsstelle aufhalten kann, ohne verstrahlt zu werden bzw. was passiert, wenn man dem Bomben-krater zu nahe kommt und eine Strahlendosis abbekommt.

Um diese Regeln jedoch anwenden zu können, muß der Spielleiter die Strahlendosis kennen, die die Spieler abbekommen haben. Im Bug City Quellenbuch steht, wie man welche Strahlendosis bekommen kann, aber die dort gemachten Angaben treffen nur für Chicago zu, nicht für die SOX.

Diese kleine Peinlichkeit hätte man sich ersparen können, indem man einen Moment daran ver-schwendet hätte, über die Unterschiede zwischen einem taktischen Nuklearsprengkopf und einem Atomkraftwerk nachzudenken.

 

Die Verwendung eines taktischen Nuklearsprengkopfs läßt eine genaue Dosierung der Sprengkraft und damit eine für eine Atombombe sehr genaue Berechnung des unmittelbaren Wirkungskreises so-wie der Fallout-Zone ( die Zone des radioaktiven Verstrahlung ) zu.

Diese Art von Atombombe soll eine Invastion der näheren Umgebung der Detonationsstelle mög-lich machen, ohne dabei die eigenen Truppen dem Risiko der radioaktiven Strahlung auszusetzen. Man bleibt einfach außerhalb der zuvor berechneten Fallout-Zone und kann sich dort um die Gegner kümmern, die man mit der Bombe nicht erwischt hat und / oder die eigene Postition sichern. Ein tak-tischer Nuklearsprengkopf setzt zudem weniger Radioaktivität frei als eine " richtige " Bombe. Das verdammte Ding heißt nicht umsonst taktischer Atomsprengkopf.

Deshalb konnte diese Bombe auch im Inneren von Chicago eingesetzt werden. Eben weil sie weni-ger Sprengkraft ( eine Bombe á la Hiroshima hätte ganz Chicago eingeäschert ) hat und weniger Ra-dioaktivität ( die Hiroshima-Bombe hätte die gesamte Umgebung radioaktiv verseucht ) produziert.

Atombombe ist eben nicht gleich Atombombe. Im englischen Original findet sich sogar der Aus-druck " subtactical " also sub-taktischer Atomsprengkopf, was man so interpretieren kann, daß ein sub-taktischer Sprengkopf sogar noch weniger Sprengkraft als ein taktischer Atomsprengkopf hat.

Bei einem Kernkraftwerk sieht die ganze Sache schon anders aus. Bei einem Störfall können hier die verschiedensten radioaktiven Stoffe ins Freie gelangen und sich hier völlig unkontrolliert ausbrei-ten - je nach Art des Störfalls kommt es sogar zu einer anhaltenden harten Strahlung, die - im Gegen-satz zur Atombombe, bei der innerhalb von Sekunden alles vorbei ist - über längere Zeit anhält und somit für einen ganz anderen Grad von radioaktiver Verstrahlung sorgt, die auch noch länger anhält als die einer Atombombe, weil es sich hier um einen kontinuierlichen Prozeß handelt, der ein vorzei-tiges Abklingen der Radioaktivität verhindert.

 

Wie man sieht, füllen die Ungereimtheiten und offensichtlichen Fehler des Artikels mehr als zehn Din-A 4 Seiten. Und selbst wenn nur ein kleiner Teil dessen, was hier beanstandet wurde zutrifft, ist das für ein offizielles Quellenbuch immer noch zuviel. Wäre dieser Artikel in einem Magazin wie WunderWelten erschienen, wäre die Sache nicht weiter erwähnenswert.

Das soll nicht etwa bedeuten, daß WuWe nur schlechte Ideen veröffentlicht oder alles in allem als wertlos anzusehen ist. Es hat vielmehr mit dem Status eines Magazins wie WuWe zu tun, der nicht dem eines Quellenbuchs entspricht ( was wahrscheinlich auch nicht beabsichtigt ist ). Damit sind auch alle Informationen dort für das Shadowrun-Universum als Ganzes nicht verbindlich, sondern sind mehr als optionale Informationen zu verstehen.

Bei einem offiziellen Quellenbuch hingegen sieht die ganze Sache schon ganz anders aus. Die hier dargestellten Informationen sind durch den Status des Werks als offizielles Quellenbuch als verbind-liche Informationen anzusehen, solange nicht ausdrücklich darauf hingewiesen wird, daß die Infor-mationen optional zu verstehen sind oder die Informationen aus der fiktionalen Welt des Shadowrun selbst kommen.

 

Da der SOX-Artikel nicht wie ein Dokument aus einer fiktionalen Welt aufgebaut ist, kann er nicht als optional angesehen werden. Es fehlt z.B. der Name des fiktionalen Autors oder der vertraute Ton einer inoffiziellen Information. Interessanterweise haben sich die Leute aus dem Österreichteil des Walzer, Punks & Schwarzes Ice an diese Vorgehensweise gehalten.

Wenn man 64 Quellenbücher ( Abenteuer eingeschlossen ) zu Shadowrun besitzt und 62 davon vollständig gelesen hat, mag man vielleicht im Bezug auf die Qualität der Information und des Stils etwas verwöhnt sein. Aber wenn das Walzer, Punks & Schwarzes Ice von diesen 62 Büchern das einzige ist, das zu lesen einem insgesamt keinen Spaß gemacht hat ( der Österreichteil war der ein-zige Lichtblick, zugegeben ) und dessen Anschaffung man bereut, ist das schon bezeichnend.

 

Sinn eines Quellenbuches soll es doch schließlich sein, daß den Shadowrun-Fans möglichst viel im Detail nahegebracht wird. Und das erfordert nun einmal mehr Mühe, Umstände und natürlich Arbeit als ein Artikel für ein Magazin. Vielleicht hat man sich mit dem SOX-Artikel Mühe gegeben, wer weiß ? Es bestreitet ja auch niemand, daß die Idee gut gemeint war. Aber die Durchführung hat leider so viele Löcher und widerspricht sich so oft selbst ( das muß man sich mal vorstellen ), daß es mehr als zweifelhaft ist, daß die nötigen Vorbereitungen für einen solchen Artikel getroffen wurden.

Andere Dinge hingegen sind so schlecht und so offensichtlich geklaut ( die Panzerrigger z.B. ) und passen dabei überhaupt nicht in die ADL, daß man den Eindruck hat, es wären überhaupt keine oder nur sehr wenige eigenständige Ideen vorhanden gewesen, als dieser Artikel geschrieben wurde.

 

Es tut mir ( wirklich ) furchtbar leid das sagen zu müssen, aber dieser Artikel hält einem Vergleich mit anderen Quellenbüchern ( wie dem ersten Deutschland in den Schatten oder jedem amerikani-schen Quellenbuch ) nicht stand. Gerade wenn es um Details wie Radioaktivität geht, sind die ameri-kanischen Quellenbücher ( in diesem Fall Bug City ) mehr als gründlich und realitätsnah. Damit kann der SOX-Artikel einfach nicht mithalten und gehört aus diesem Grund auch nicht in ein offizielles Quellenbuch. Alles in allem ein mehr als schwaches Bild.

 

Der wahrhaft Gelehrte zögert nicht, den unter ihm Stehenden zu fragen.

Asiatisches Sprichwort

 

 

Walzer, Punks & Schwarzes Ice: Die Szenarien - etwas kritischer betrachtet

 

 

Walzer, Punks & Schwarzes Ice ist das erste der drei Quellenbücher zu Deutschland in den Schatten, in dessen Appendix Szenarien auftauchen. Nachdem schon im Target : UCAS Szenario-vorschläge auftauchten, scheint diese Idee wohl zu interessant zu sein, um sie nicht zu übernehmen. Die Frage dabei ist nicht, ob eine Adaption der Idee legitim ist oder nicht sondern vielmehr ob die deutschen Szenarien mit den amerikanischen mithalten können. Beide stammen schließlich aus einem offiziellen Quellenbuch zu Shadowrun.

 

 

Familienvereinigung:

 

Dieses Szenario ist eigentlich die typische Such- und Rettungsgeschichte. Die Spieler sollen eine Tochter aus gutem Hause, die aus welchselbigem verschwunden ist, wieder zurückholen und müssen sie im Endeffekt vor den bösen Buben erretten.

Ob der in der Geschichte erwähnte medizinische Kurzwellensender in der SOX funktioniert, ist mehr als zweifelhaft, da die Funkwellen von der Radioaktivität der SOX derart gestört werden müßten, daß keine Übertragung möglich sein dürfte.

Woher besagter medizinischer Kurzwellensender überhaupt kommen soll, ist die nächste gute Frage. Sollte es sich hierbei um ein BuMoNa-Armband handeln, kann erstens nur BuMoNa die Lebenszeichen empfangen ( wenn überhaupt ) und zweitens nur dann, wenn der Patient den Notfall-Mechanismus aktiviert bzw. sich sein Gesundheitszustand sich so stark verschlechtert, daß der Not-fall-Mechanismus automatisch aktiviert wird.

Und es ist mehr als zweifelhaft, daß BuMoNa SIN-losem Straßendreck wie Schattenläufern Zu-gang zu den Empfangsfrequenzen gewährt. Außerdem klingt der " medizinische Kurzwellensender " etwas zu sehr nach John Carpenters " Die Klapperschlange ".

Was man hier als " klassische Filmvariante " bezeichnet, klingt sehr nach einem billigen Kampf-sportfilm, wenn nicht sogar nach einem uralten Computerspiel.

Post-Doomsday oder Roadmovie-Potential klingt zwar ganz toll, läßt sich aber in der SOX wohl kaum durchführen ( Post-Doomsday vielleicht, aber Roadmovie ? ). Interessant ist auch der Verweis auf Filme und die dazugehörenden Soundtracks insofern, als man diese Hinweise in den englischen Quellenbüchern vergeblich sucht. Vielleicht nehmen die Amerikaner ihre Szenariovorschläge auch zu ernst - oder die Autoren von W,P&SI ihre nicht ernst genug, wer weiß !?

Wenn man die ganze Zeit auf die Filme hinweist, kann man sich den Aufwand eigentlich sparen, die Szenarien überhaupt zu schreiben. Da viele Spielleiter die hier angesprochenen Filme gesehen haben oder noch sehen werden ( eine tolle Erfindung namens Videothek machts möglich ), sollten diese doch wohl in der Lage sein, auf diese Art von einfachstem Szenario selbst zu kommen.

Der absolute Hammer ist jedoch die Alternative, die von einem Absturz mit einem Sportflugzeug in der SOX und dem Auffinden der Person durch einen Peilsender handelt. Einmal abgesehen davon, daß das Sportflugzeug beim Eintritt in den Luftraum der SOX sofort abgeschossen worden wäre und

der Peilsender wegen der Radioaktivität nicht funktionieren würde eine andere Frage : Noch mehr in Richtung John Carpenter gehts wohl nicht, oder ? Ist das Mädchen vielleicht noch die Tochter eines Präsidenten oder so ? Dann sollte das Ganze vielleicht besser " Flucht aus der SOX " heißen.

Das Szenario " Familienvereinigung " ist nur schlecht geklaut, sonst nichts. Man erkennt die typi-sche Rollenverteilung ( Tochter aus gutem Hause als Opfer und radioaktiv verstrahlte Mutantenmen-schen als böse Wichte ) und einen Mangel an interessanten Ideen ( GÄHN ). Da dieses Szenario so einfach ist, daß wirklich jeder Spielleiter darauf kommen kann, stellt sich die Frage, warum es überhaupt in einem Quellenbuch auftaucht, das doch eigentlich Vorschläge liefern sollte, die eben nicht jedem sofort einfallen.

Sieht man sich hingegen die Szenarien aus dem Target : UCAS an, findet man dort kaum eine Idee, die man so eindeutig auf einen Film zurückführen könnte wie " Familienvereinigung ". Die Ideen dort sind sehr viel besser durchdacht, passen daher auch viel besser zum Quellenbuchteil und garantieren daher einen interessanten Shadowrun und keine billige Raubkopie.

 

 

Wanzenjagd:

 

Das nächste 1:1 Filmszenario. Der Kontakt zu einer Kolonie auf ...ähhh, Arkologie in der SOX ist abgerissen. Mehr ist zu dem ersten Teil der Story wohl nicht zu sagen, obwohl man sich jetzt darum streiten könnte, woher diese Idee geklaut ist - von dem zweiten Film einer bis jetzt vierteiligen Reihe oder aus einem 3D-Computerspiel. Wie einfallsreich.

Bei dem Rest der Story würde es allerdings einige Probleme geben. Zuerst ist da die Frage, warum der Konzern keine Zeit hat, ein eigenes Team loszuschicken. Man hat doch offensichtlich die Zeit, einen Schmidt loszuschicken und ein paar Schattenläufer einzukaufen. Warum der Konzern die Zeit, die er zum Anwerben von Schattenläufern benötigt, nicht zur Entsendung eines Konzernteams nutzt, ist irgendwie unverständlich. Zuletzt sei noch die Eingreiftruppe aus dem SOX-Artikel erwähnt, deren Zweck unklar geblieben ist. Selbst wenn der Konzern keine eigenen Truppen zur Verfügung hat ( was unwahrscheinlich ist ), warum fordert er dann nicht die Eingreiftruppe des Kontrollrats an ?

Die wäre sehr viel schneller da als irgendwelche Runner von außerhalb und durch ihre Verbindung zum Kontrollrat auch wesentlich kontrollierbarer als Schattenläufer.

Ein so heikle Sache wie eine Arkologie, in der streng geheime Forschungen betrieben werden, würde übrigens kein Konzern der Shadowrun-Welt ein paar Shadowrunnern überlassen. Warum ? Ganz einfach : Die Schattenläufer könnten etwas sehen, was sie nicht sehen sollten oder ein paar Daten stehlen, die sie bei ihrer Rückkehr der Konkurrenz verkaufen. Man stelle sich vor, die Schat-tenläufer gelangen in ein Labor voller menschlicher Versuchskaninchen und machen per Cyberka-mera ein paar schöne Bilder, die sie an einen freien Pressedienst ( sprich : Piraten ) abgeben. Oder sie einer Zeitung zuspielen, die einem anderen Konzern gehört. So dumm wird niemand sein.

Man kann außerdem davon ausgehen, daß wenn ein Konzern Forschungen betreibt, bei denen etwas schiefgehen kann, er auch ein " Aufräumteam " unterhält, das alle Spuren beseitigt. Wer beim Szenario " Wanzenjagd " an DNA / DOA denkt, liegt auch nicht ganz falsch, obwohl bei DNA / DOA die Spieler nicht zum Aufräumen, sondern zum Einbrechen ins Labor angeheuert werden.

Abschließend sei auch hier wieder gesagt, daß sich derart billige Raubkopien guter Filme in den anderen Quellenbüchern, die über Szenarien verfügen, nicht finden lassen. Wanzenjagd ist eine weitere Idee, auf die jeder kommen kann, der die entsprechenden Filme gesehen hat. Was dieses Szenario so besonders macht, daß es die Erwähnung in einem offiziellen Quellenbuch zu Deutschland in den Schatten verdient, ist nicht erkennbar.

Man hätte Szenarien wie diese etwas allgemeiner zusammenfassen und unter der Überschrift

" Filmszenarien " an den Anfang des Szenarienabschnitts setzen können. Das Ganze hätte dann viel-leicht eine Seite gefüllt und dem Spielleiter generelle Tips zur Verwendung von entsprechenden Fil-men im Zusammenhang mit der SOX gegeben. Man hätte den freiwerdenden Platz dann mit eigenen Szenarien füllen können. Aber das würde vorraussetzen, daß man sich selbst was ausdenkt und nicht immer wieder diverse Filme heranzieht.

Schatzsuche:

 

Man sollte es nach den beiden vorangegangenen Szenarien kaum für möglich halten, aber die Ideen zu " Schatzsuche " haben keinen direkten Bezug zu einem Film. Zwar findet man hier ein paar Ele-mente wieder, die man schon aus anderen Shadowrun-Abenteuern kennt ( die Sache mit dem Geist eines Verstorbenen kam schon in Ghost Story in Super Tuesday vor ), aber das kann man gelten lassen, da es sich hier nur um einen Szenariovorschlag, nicht um ein richtiges Abenteuer handelt.

Und da Super Tuesday noch nicht übersetzt ist, kann man sich hier sogar damit rausreden, man würde es nicht kennen, auch wenn man an anderer Stelle gerne auf amerikanische Quellenbücher wie das Bug City Quellenbuch oder das Coporate Security Handbook verweist.

 

> Nachtrag : Im Bezug auf das " belastende Material ", das noch lebende Metamenschen belasten soll, verweist man zurecht darauf, daß die Betreffenden Zwerge oder Elfen sein müßten, damit das Material sie nach so langer Zeit noch belasten könnte ( - weil nur diese Metarassen über eine Lebens-spanne verfügen, die lang genug ist ). Dabei ergibt sich allerdings ein kleines Problem : Als das KKW Cattenom 2009 explodierte und die SOX erschuf, gab es noch keine Elfen und Zwerge. Die traten erst im Jahr des Erwachens auf - und das war 2011, drei Jahre nach Cattenom. Und selbst wenn man jetzt mit den unsterblichen Elfen argumentieren will, sollte man zwei Fragen nicht übersehen : Was sollten die wohl lange vor dem Erwachen ausgerechnet im Saarland zu suchen haben und warum sollten sie ausgerechnet hier irgendwelche wichtigen Beweise zurücklassen ?

Davon abgesehen haben auch Norms Lebensspannen, die lang genug sein können.

 

Die große Jagd:

 

Die nächste geklaute Idee. Ebenso einfallslos wie " Familienvereinigung " und " Wanzenjagd " und mit mindestens ebenso vielen Ungereimtheiten. Und letztere sehen so aus :

Warum sollte der Kontrollrat einem Konzernexec die Jagd in der SOX gestatten ? Und da der Konzernexec sich auf dem Gelände befindet, daß die Arkologien umgibt, wäre der Kontrollrat für eine Genehmigung zuständig. Selbst wenn der Kontrollrat die Jagd erlauben würde, warum gibt er dem Konzernexec dann keine eigenen Leute mit, die die Gegend kennen ? Und warum hat unser toller Konzernexec keine eigenen Leibwächter ?

Diese kleine " Jagdgesellschaft " scheint außerdem von einer der Begegnungen im Asphalt-dschungel ( S. 65 ) inspiriert worden zu sein. Das auch hier wieder Filme herangezogen werden, zeugt einmal mehr von Einfallslosigkeit und braucht nicht weiter kommentiert zu werden. Dabei hätte man aus der Idee noch etwas ganz anderes machen können, ohne dabei immer gleich Filme heranzuzerren. Der Teil mit der Expedition geht da schon in die richtige Richtung, aber da dieser Teil nur als " Ersatzidee " vorgesehen ist, handelt es sich hier wohl mehr um Zufall als um Absicht. Ein blindes Huhn trinkt eben auch mal ´n Korn.

Die Idee hingegen, die Spieler zur Jagdbeute zu erklären, ist wieder eine 1:1 Übernahme aus einem Film. Da die SOX hochgradig radioaktiv verstrahlt ist, laufen die Spieler Gefahr, unheilbar verseucht zu werden. Und das ist nun einmal Fakt, auch wenn der SOX-Artikel dem Leser zu erzählen ver-sucht, Strahlenschäden seien vernachlässigbar. Das ist Unsinn und stimmt in keiner Weise mit den Angaben aus dem Bug City Quellenbuch ein, auf das man im SOX-Artikel so gerne verweist.

Diese Variante läßt übrigens den Spielern keine realistische Chance zum Überleben, da die Kon-zerngardisten, die die SOX bewachen, sofort das Feuer eröffnen würden, wenn sie die Runner sich-ten. Dieses Szenario ist nicht zu überleben - d.h. wenn man es halbwegs realistisch spielt natürlich.

 

 

Flucht:

 

Eine Geschichte, die die Spieler zu Versuchskaninchen eines Konzerns macht, birgt gewisse Gefah-ren. Eine davon ist, daß die Spieler, die während der Geschichte Versuchskaninchen waren, bei der ersten Gelegenheit, die sie wieder an eine derartige Geschichte erinnert, überreagieren und damit den neue Run Gefahr läuft, völlig aus der Bahn zu geraten - und das nur, weil man im Spieler auf einen bestimmten Knopf gedrückt hat. Und dazu muß der Spieler noch nicht einmal Opfer eines Versuchs geworden sein. Der Eindruck der Gefangenschaft und Hilflosigkeit ist völlig ausreichend.

Eine andere Gefahr ist, daß die Spieler das Handtuch werfen ( d.h. sich zurückziehen ), wenn es den Anschein hat, als liefe der Run wieder auf eine Gefangennahme der Spieler hinaus. Und schließ-lich wird die ganze Sache langweilig, wenn die Spieler immer wieder mit derselben für sie unerfreu-lichen Sache konfrontiert werden.

Angesichts der radioaktiven Strahlung, die im SOX-Artikel so gründlich unterschätzt wurde und mindestens so gründlich ungeklärt blieb, ist das hier ein weiteres Szenario, in dem die Spieler tödlich verseucht werden können und auf jeden Fall den Löffel reichen - sofern der Spielleiter ihnen nicht die entsprechenden Schutzanzüge zur Verfügung stellt.

Mit " Flucht " beklaut man sich hier sogar selbst. Geschichten wie Operation Hirnsturm ( übri-gens einen 1:1 Übersetzung von Operation Brainstorm, einem Filmtitel ) oder 12 Stunden aus dem Schattenlichter Abenteuerband, die wiederum eindeutig von diversen Filmen beeinflußt wur-den ( wenn nicht sogar von diesen Filmen kopiert sind ), sind hinlänglich bekannt und nichts neues.

 

Ich will nach Hause:

 

Was zuerst als eine der wenigen selbst erdachten Ideen aussieht, ist leider nichts neues. Man findet derartige Ideen in Bug City, Casualties of War aus Super Tuesday und natürlich Target : UCAS, obwohl die dort vorgestellten Varianten nicht nur wesentlich interessanter sind ( weil besser durch-dacht ), sondern auch Runs für ein Team, nicht für einen einzelnen Archetypen darstellen.

Und wenn jemand ein Team von Schattenläufer bezahlen kann, warum benutzt er nicht das Geld für besagte Schattenläufer, um sich eine gefälschte SIN zu kaufen oder jemanden mit dem Geld zu bestechen ? Dafür braucht man nicht unbedingt Schattenläufer.

Man kann natürlich den deutschen Fans sowas als tolle Idee verkaufen, aber auch nur dann, wenn diese die amerikanischen Quellenbücher nicht lesen und somit nicht wissen können, wo welche Idee zum ersten Mal aufgetaucht ist. Im deutschsprachigen Shadowrun vielleicht neu, aber nicht, wenn man das Shadowrun Universum als Ganzes betrachtet. Allerhöchstens für Anfänger brauchbar.

 

 

Mein Kuchen:

 

Der Ansatz von " Mein Kuchen " fällt mit all den Verbrechen, die die Spieler zur Durchführung des Runs verüben müssen, unter die Kategorie der unmoralischen Kampagne, aber einen Hinweis auf den Shadowrun Kompendium sucht man hier vergeblich. Auch hier ist die Geschichte einfachster Machart und eigentlich nicht weiter erwähnenswert. Da hilft auch das Gerede von mittelgroßen Weltverschwörungen nicht weiter, außer das es nur noch lächerlicher wirkt.

Angesichts der hier vorgeschlagenen schmutzigen Methoden, die die Spieler verwenden sollen, um ans Ziel zu gelangen, ist die Veränderung, die die Spieler hier so großartig vollbringen sollen, mehr als zweifelhaft. Die Spieler in einer anderen Variante zu großen epischen Helden zu verklären, ist nicht nur völlig übertrieben und lächerlich, sondern wird dem Realitätsbezug des Shadowrun Univer-sums wie man es vor allem in den Werken von Nigel Findley und anderen wiederfindet, in keiner Weise gerecht. Die Spieler sind Schattenläufer, keine Superhelden - auch wenn beides mit S anfängt.

 

 

Dilettanten Olé:

 

Das letzte der hier vorgestellten Szenarien ist vielleicht für Anfänger oder für Spielleiter, die keine anderen vernünftigen Ideen für Abenteuer haben, interessant. Warum sich jemand freiwillig Steam-punk ( also Dampfpunk (?) ) nennt - keine Ahnung, aber viel Sinn macht es jedenfalls nicht. Auch der Rest der Idee wirkt recht schwach ( Obergähn ). Alles in allem eine brauchbare Idee, aber auch nicht mehr als das.

 

Christian Boisten