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Der Gitarrenkoffer

von Christian Boisten
Die Rechte liegen bei dem Autor.

> Manche Menschen verdienen den Tod. <
Schneller als der Tod, 1995

Ein schweres Motorrad donnerte über einen Highway im Norden des Freistaats Kalifornien. Das Ziel war die Stadt Redding in der Nähe der Grenze zu Tir Tairngire. Hitze flimmerte auf dem brüchigen Asphalt.

Das Motorrad war eine schwarze BMW Blitz 2050, deren Tank mit orangeroten Flammen verziert war. Der Fahrer war ein breit gebauter, dunkelhäutiger Troll, dessen schwarze Rastazöpfe im Fahrtwind flatterten. Die blutroten Perlen in seinen Haaren schlugen häufig gegeneinander, was ein leises, klickendes Geräusch verursachte, das jetzt aber im Fahrtwind unterging.

Durch die schwarze Lederkleidung und die ebenfalls schwarzen Motorradstiefel des Trolls war es nur dem geübten Auge möglich festzustellen, wo das Motorrad aufhörte und der Fahrer begann.

Seine Augen verbarg er hinter einer riesigen schwarzen Sonnenbrille.

Die Mittagssonne Kaliforniens spiegelte sich in den Silberknöpfen, die die Lederkleidung verzierten und die Form von Totenköpfen hatten sowie im Gebiß des Fahrers, das vollständig aus Titan bestand. Auf dem hinteren Teil der BMW war ein großer schwarzer Gitarrenkoffer festgeschnallt.

Als am Straßenrand ein paar Häuser und eine Tankstelle auftauchten, drosselte der Troll die Geschwindigkeit und steuerte die Zapfsäulen an. Mit schwer blubbertendem Motorengeräusch kam die BMW zum Stehen. Der Troll stieg ab, streckte sich und sah sich um.

Er sah insgesamt vier Gebäude, die sich im Halbkreis zur Straße gruppierten. Ein Farmhaus, die Tankstelle, eine Art Bar oder Restaurant rechts neben der Tankstelle, über dessen Tür ein Platiskschild mit der Aufschrift " Benny´s Roadhouse " hing, und ein Schuppen oder eine Scheune neben der Bar. Alle Gebäude waren offensichtlich aus Holz und in einem mehr oder weniger schlechten Zustand. Der Boden um die Gebäude herum war nicht asphaltiert, sondern bestand teilweise aus Sand, teilweise aus rissigem Plastibeton.

Auf der Veranda des Tankstellengebäudes saß ein Mann auf einem Schaukelstuhl, der knarrend vor- und zurückwippte. Der Mann trug ölverschmierte Arbeitskleidung und war von seiner Statur und der Dicke seiner Arme her ein Ork. Ein alter Hut aus gelbem Stroh lag auf seinem Gesicht. Er schien zu schlafen. Fliegen surrten um ihn herum. Der Troll tankte sein Motorrad.

Als er fertig war, ging er zu dem Mann im Schaukelstuhl hinüber und tippte ihn an :

" He Chummer, was kostet mich der Sprit ? "

Der Mann rührte sich nicht. Der Troll hob vorsichtig den Hut. Der Mann war ein Ork, aber das war jetzt auch nicht mehr wichtig, weil er tot war. Eine Kugel war in seine Stirn eingedrungen und hatte die linke Seite seines Hinterkopfes weggerissen. Der Troll legte den Hut zurück, ging zu seinem Motorrad und schnallte den Gitarrenkoffer los.

Eine kleine Windbö brachte für einen Augenblick Kühlung und wirbelte etwas Sand auf. Der Troll stiefelte zum Roadhouse hinüber. Als er die Tankstelle passierte, konnte er zwischen den beiden Gebäuden hindurch auf einem Platz hinter dem Tankstellengebäude eine Anzahl von Motorrädern sehen, die dort parkten. Ihr Chrom blitzte in der Sonne.

Die Tür der Bar öffnete sich knarrend. Die schweren Schritte des Trolls ließen die Holzbohlen des Bodens quietschen.

Helles Sonnenlicht fiel durch ein großes Doppelfenster neben der Tür, wurde allerdings durch die mit Dreck verschmierten Scheiben gedämpft. Anstatt seinen hellen Schein in den Raum zu werfen schien das Licht nur die schmutzigen Scheiben zum Glühen zu bringen. Der Innenraum verschwand in eine Art Halbdunkel.

Etwa zwanzig Norms hielten sich in der linken Ecke des Raums auf. Sie hatten alle verfügbaren Tische und Stühle besetzt und sich sogar auf dem Boden niedergelassen, nachdem alle anderen Sitzgelegenheiten besetzt waren. Alle hatten gelacht und wild durcheinandergeredet, aber als der Troll den Raum betrat, verebbten alle Geräusche nach und nach und die Norms begannen, den Fremden mit gespannter Ruhe zu betrachten.

Der Troll betrachtete die Norms ohne eine Miene zu verziehen. Sein Gesicht war, nicht zuletzt wegen der Sonnenbrille, ausdruckslos wie ein Nagel. Ihm war längst aufgefallen, das die Norms alle die gleiche schwarze Ledermontur trugen.

Sie hatten einem jungen Ork ein Halsband angelegt und schickten ihn an einer langen Leine zur Bar, um Bier für die Meute zu holen. Wie der Rest stand auch der Ork nun da und beobachtete den Fremden. Ein paar männliche Norms hatten zwei Mädchen geschnappt, die sich bisher wohl mit Erfolg gegen die Annäherungsversuche zur Wehr gesetzt hatten. Eines der Mädchen war ein Norm, das andere eine Elfin.

Der Troll ging geradeaus zur Bar, blieb aber auf halbem Weg stehen, um die beiden Männer anzusehen, die offensichtlich von den Norms an der Wand auf der rechten Seite des Raums gekreuzigt worden waren. Ein Norm und ein Elf hingen dort nebeneinander, der Elf mit dem Kopf nach unten.

Beide bluteten aus Mund, Nase, Ohren und nochmindestens einem dutzend weiterer Stellen, die über ihre Körper verteilt waren. Die beiden hatten keinen leichten Tod.

Auf dem Boden vor den beiden Gekreuzigten lag eine Elfin in einer großen Blutlache. Rote Fußspuren führten von der Toten hinüber zu den Norms. Neben der Toten stand ein einzelner Stuhl, auf dem ein toter Norm in schwarzer Ledermontur saß. Der Tote blickte mit gebrochenen Augen ins Leere, ein Einschußloch in seiner Brust. Sie hatten sich also gewehrt.

Der Troll setzte seinen Weg fort und ließ sich an die Bar auf einem Hocker nieder. Er legte den Gitarrenkoffer auf den Tresen und fragte den Ork nach einem Bier. Dieser zögerte, ging dann doch zum Zapfhahn und stellte das fertige Bier vor dem Troll hin. In der Ecke begann wieder eine rege Unterhaltung, die bald lauter wurde. Jemand zerrte an der Leine und orderte grölend mehr Bier.

Der Troll zog seine Lederjacke aus und legte sie auf den Thresen. Ein ärmelloses T-Shirt mit dem blutigen Logo der Mountain Dragons kam zum Vorschein, das die muskulösen Arme des Trolls enthüllte. Eine schwarze Flammentätowierung reichte von der linken Hand über den gesamten linken Arm bis hinauf zur linken Schulter und Halsseite.

Auf den rechten Oberarm war ein Sensenmann mit glühend roten Augen tätowiert, darunter auf dem Unterarm ein Engel auf einem Motorrad, der ein riesiges Flammenschwert schwang und mit dem Spruch " Gott ist ein Combatbiker " versehen war. Auf der unteren Hälfte des Unterarm war ein goldener Novascorpion zu sehen, während der Handrücken mit dem Spruch " Cross me and die " in blutroten Lettern verziert war.

Der Troll schlürfte das Bier und betrachtete die verstaubte Neonreklame über der Theke, die ein mexikanisches Bier namens Chango anpries. Ihm fiel eine weitere Leiche auf, die hinter der Theke lag. Es sah aus wie ein weiblicher Ork, doch der Kopf war mit einer Jacke zugedeckt.

Der Richtungsdetektor in seinem Ohr ließ ihn bemerken, daß sich ihm jemand von hinten links näherte. Gleichzeitig senkte sich auch der Geräuschpegel der Norms wieder. Der Troll drehte sich auf seinem Barhocker um und sah sich vier Norms gegenüber, von denen einer mit einer Remington-Schrotflinte, einer mit einem nagelbewehrten Baseballschläger, einer mit einer langen Kette und einer mit einer Ares Predator bewaffnet waren.

Der Norm mit der Schrotflinte hob den Kopf und murmelte mit rauchiger Stimme:

" Falls du es noch nicht bemerkt hast, Trog, du bist hier unerwünscht. Das hier ist ´ne private Feier, klar ?" Der Troll drehte den Kopf zum Wortführer:

" Was feiert ihr denn ? " Der Norm wies mit dem Kopf in Richtung des toten Gangmitgliedes:

" Billy-Bob ist heute von uns gegangen - das feiern wir. Wurde von den Dreckheads von hinten erschossen, nur weil er etwas Spaß mit der langohrigen Schlampe hatte. Wir mußten natürlich seinen Tod rächen."

Die vier lachten wiehernd. Alle anderen Norms stimmten ein. Es war wieder still geworden. Alle Augen waren auf den Troll gerichtet. Dieser nickte :

" Natürlich. Und wegen deiner Stimme empfehle ich Pfefferminz, sonst bleibt die eines Tages ganz weg. " Die Augen des Wortführers weiteten sich.

" Willse mich anmachen, Trog !? Nimm erst mal die bescheuerte Sonnenbrille ab, bevor du mit mir redest !" Der Wortführer griff nach der Sonnenbrille, doch der Troll war schneller und fing die Hand mit seiner eigenen ab. Das Handgelenk des Norms knirschte gräßlich. Er begann zu schreien.

Während seine Freunde wild um sich blickten und überlegten, was sie tun sollten, nahm der Troll in aller Seelenruhre mit der freien Hand die Sonnenbrille ab, zog den kreischenden Wortführer zu sich heran und blickte ihn an. Was der Norm sah, waren keine Augen im herkömmlichen Sinne. Er blickte in zwei blutrote Schlitze. Keine Pupillen, keine Iris, sondern nur ein Meer aus Blut zwischen zwei Augenlidern. Sein Arm brach. Er brüllte.

Mit unglaublicher Schnelligkeit und Gewandtheit, die seine Größe Lügen strafte, sprang der Troll vom Barhocker und warf den Wortführer über die Theke. Der Norm segelte schreiend durch die Luft und krachte in die Regale hinter dem Thresen. Der Aufprall war so hart, daß er sich dabei das Genick brach.

Der Norm mit der Ares Predator reagierte als erster und riß die Waffe hoch. Der Troll antwortete mit einem Seitwärtstritt, der ihn wie eine Puppe in den Raum schleuderte. Nach ein paar Metern Flug traf er mit dem Rücken auf den Boden auf, überschlug sich und knallte mit dem Gesicht voran auf die Holzbohlen.

Der Nächste war der Mann mit dem Baseballschläger. Der Troll fing den Schläger unterhalb der Nägel ab, entriß ihn seinem Träger und schlug zu. Die Nägel bohrten sich tief in den Kopf des Norms, der ein paar Schritte zurücktaumelte und mit seinem aufgespießten Gesicht zu schreien versuchte.

Wenige Sekunden später raste eine Trollfaust in das Gesicht des verbliebenen Norms und trieb ihm seinen Unterkiefer ins Gehirn hinauf. Er war tot, bevor sein Körper auf den Boden aufschlug.

Hektische Betriebsamkeit erfaßte nun alle anderen. Messer, Macheten, Knüppel, Ketten, aber auch Pistolen, abgesägte Schrotflinten, Maschinenpistolen und Sturmgewehre kamen zum Vorschein.

Der Troll packte Jacke und Gitarrenkoffer und schwang sich behende hinter die Bar, gerade als die ersten Schüsse durch den Raum peitschten. Der Ork hatte sich losgerissen und tauchte ebenfalls hinter die Bar. Der Troll öffnete den Koffer und warf dem Ork eine Glock zu, die dieser auffing und sofort das Feuer auf die Ganger eröffnete.

Unter den Gangern schien Panik ausgebrochen zu sein. Alles rannte durcheinander, schrie, fluchte und ballerte wild um sich, ohne einen von den beiden hinter der Theke zu treffen. Stattdessen zerplatzten die Flaschen in den Regalen, deren Inhalt zusammen mit Holzsplittern herabregnete.

Das heisere Surren unter der Theke hörten sie nicht.

Mit einem gewaltigen Kampfschrei tauchte der Troll hinter der Theke auf. Die sechs Läufe des GE M 134 Vindicator, die er in seinen Händen hielt, rotierten immer schneller mit einem sich immer höher schraubenden Geräusch. Der Troll zog den Abzug durch.

Das Surren wurde von einem langanhaltenden, ohrenbetäubenden Gedonner übertönt, das die Wände erzittern ließ.

Die Gurtmunition, die über den Arm des Trolls hing, war mit Leuchtspurgeschossen durchsetzt, die durch die Feuerkraft der Vindicator einen durchgehenden Lichtstrahl ähnlich einem Laser erzeugten, der den Raum abtastete und in eine Todeszone verwandelte.

Patronenhülsen prasselten auf den Holzboden.

Die Ganger schrien und zuckten im wilden Stakkato des Maschinengewehrs, wurden umhergewirbelt, durchlöchert und schlichtweg zerfetzt. Blut regnete auf den Holzboden. Die Wände bekamen Löcher, durch die dünnen Laserstrahlen gleich Sonnenlicht in den Raum fiel.

Zwei blutige Leiber wurden von der Kraft der Einschläge durchs Fenster geworfen. Der Innenraum wurde plötzlich viel heller.

Vier andere Ganger hatten sich hinter einem umgeworfenen Tisch versteckt und feuerten mehr oder weniger blind auf die Bar.

Der Strahl der Vindicator fraß sich der Länge nach durch den Tisch, schnitt das Holz praktisch in zwei Hälften und die Leute dahinter in blutige Streifen.

Zwei Schüsse trafen den Troll in die Hüfte. Der Schütze mußte bitter dafür bezahlen, denn der letzte Schwenk des Strahls erfaßte ihn und ließ nichts Nennenswertes von ihm übrig, bevor die Waffe anstieg, die Decke zersägte und schließlich verebbte. Der Troll verschwand wieder hinter der Bar.

Dem Ork war die Munition ausgegangen.

Die überlebenden Ganger rafften sich auf und näherten sich vorsichtig der Bar. Die plötzliche Stille wurde nur vom Geflüster der Überlebenden unterbrochen.

Einer der Ganger brach in fürchterliches Geschrei aus, nahm Anlauf und sprang auf die Theke.

Kaum war er oben angelangt, donnnert eine Salve aus einer halbautomatischen Schrotflinte durch den Raum, riß den Norm in Stücke und ließ die Überreste zu Boden hageln.

Der Troll tauchte wieder auf, diesmal mit einer Franchi SPAS 22 Schrotflinte, die Tod und Verderben über die Ganger brachte, die der Bar zu nahe gekommen waren.

Gleichzeitig tauchte auch der Ork wieder auf, die Glock in der einen und eine Savalette Guardian in der anderen Faust und feuernd, was beide Pistolen hergaben.

Die Ganger starben wie die Fliegen. Ihr Blut färbte den Holzboden rot, tropfte durch die Ritzen und tränkte den Boden.

Einer hatte es geschafft, die Tür zu erreichen und den Raum zu verlassen.

Während der Ork die letzten Überlebenden in der hintersten Ecke festnagelte, sprang der Troll über die Theke und rannte zur Tür, wobei er sich eine Hand auf die Seite drückte und beinahe auf einer Blutlache ausgerutscht wäre.

Als der Troll ins Freie trat, schwang sich der Flüchtige gerade auf sein Motorrad und fuhr los. Der Troll zog eine Armtech MGL-6 Granatpistole aus der Tasche und zielte.

Der Entfernungsmesser in seinen Cyberaugen ermittelte die Entfernung zum Ziel. Mit Hilfe dieser Angaben ermittelte seine verbesserte Smartgunverbindung die Flugbahn der Granate.

Er drückte ab.

Die Granate heulte durch die Luft, als der Ganger sich auf seinem Motorrad umdrehte und dem Troll seinen ausgestreckten Mittelfinger zeigte.

Die Granate beschrieb einen langen Bogen, schlug auf dem Tank des Motorrads auf und detonierte. Das Motorrad explodierte in einem gewaltigen, orangeroten Feuerball, der den Fahrer bis zur Unkenntlichkeit verbrannte und mehrere Meter wegschleuderte. Sein Schrecksschrei war wie sein Körper von der Explosion verschluckt worden.

Die abgerissene Hand mit dem immer noch ausgestreckten Mittelfinger fiel ein paar Meter vor dem Troll in den Sand.

Dieser steckte die Granatpistole wieder weg und ging zurück ins Roadhouse.

Hier hielt der Ork die letzten beiden Gangmitglieder in Schach, die sich hinter den Mädchen versteckten und sie als lebende Schutzschilde vor sich herschoben.

Einer der beiden war bereits nahe an die Tür herangekommen und drehte dem Troll den Rücken zu. Dieser zog eine Desert Eagle II halbautomatische Pistole aus dem hinteren Hosenbund und schnalzte mit der Zunge.

Der Norm drehte sich um. Der Troll hob die Pistole. Das in sein Blickfeld eingeblendete Fadenkreuz der Smartgunverbindung erfaßte ihr Ziel. Die Augen des Norms weiteten sich.

Der Troll drückte ab.

Angesichts der sprichwörtlichen Totenstille erschien der Knall besonders laut. Die .357 Magnum Kugel traf ihn genau zwischen die Augen und ließ seinen Hinterkopf in einen Regen aus Knochen und grauer Masse explodieren. Das Mädchen schrie auf. Der Norm sackte zu Boden und fiel über einen toten Kameraden. Das Mädchen versteckte sich zitternd hinter dem Troll.

Der letzte Ganger fuchtelte hektisch mit seiner Waffe herum, einer Ceska vz 120.

" Laß sie gehen ", murmelte der Troll. Der Ganger blickte sich wild um.

" Wenn, wenn ich sie gehen lasse - läßt du mich dann auch gehen ", fragte er mit zitternder Stimme. Der Troll sah zum Ork hinüber. Er sah, daß der Junge eine Schulterwunde hatte und stark schwitzte. Sein blaues Hemd hatte sich dunkel gefärbt. Aber er sah am Ausdruck seiner Augen, daß er nicht aufgeben würde. Er war wild entschlossen. Der Troll nickte:

" Ja, ich lasse dich gehen. " Der Norm ließ die Elfin los, die langsam zur Seite ging.

Eine Salve verfetzte die Brust des Norms und ließ sein Blut über seine Kleidung und den Boden spritzen. Eine zweite Salve nagelte ihn an die Wand. Der Norm prallte von der Wand ab, stolperte vorwärts und fiel vor dem Ork auf die Knie, der dem Troll die Glock und die rauchende Savalette zuwarf. Der Norm sah den Ork mit großen Augen an.

Diese Augen stellten nur eine Frage.

Warum?

Der Ork schien diese Frage zu verstehen und antwortete leise:

" Es war sein Versprechen - nicht meins, Chummer. In dem Moment, als ihr hier aufgetaucht seid, meine Leute umgebracht und uns gequält habt, habe ich mein eigenes Versprechen abgelegt: Euch alle bezahlen zu lassen. "

Der Norm sackte nach hinten und rührte sich nicht mehr. Die beiden Mädchen weinten und umarmten den jungen Ork.

" He, Chummer ", rief eine Baßstimme. Der Ork blickte auf.

Der Troll stand mit dem riesigen Gitarrenkoffer in der Hand in der Tür und warf ihm einen Credstab zu. Er fing ihn auf und schickte einen fragenden Blick Richtung Troll, der seine Sonnenbrille aufsetzte. Der zuckte die Achseln und grinste.

" Für den Sprit, Chummer. Nur für den Sprit. " Er wandte sich ab, um zu gehen.

" Wie heißt du, Chummer ? " Der Troll blieb stehen und drehte den Kopf.

" Man nennt mich Reaper."

Er verschwand im Sonnenlicht. Kurz darauf hörten sie das schwere Motorengeräusch der BMW, das sich bald entfernte und schließlich verstummte.


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